Der Reichspräsident Paul von Hindenburg erhält die Ehrenmitgliedschaft.
Ernennungsurkunde des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg
Durch den Vorsitzenden der Gesellschaft, Prof. Schütte, der selbst weitreichende Interessen in der Luftfahrt besitzt, kommt es zu engen Verbindungen zu der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt, der Prof. Schütte ebenfalls vor steht. Besonders Fragen des Leichtbaues und der Festigkeit führen zu engen Kontakten beider Gesellschaften. Prof. Schütte hält eine aufrührende Begrüßungsrede zur Hauptversammlung. Er beklagt die Arbeitslosigkeit, besonders unter den jungen Studenten. Er sagt u. a. ,,Mit Abbau, Arbeitsentlassungen, Betriebsstilllegungen und Anziehen der Steuerschraube ist noch niemals, solange diese Welt besteht, ein Staat saniert worden''.
Seine hochpolitische Rede, die sich besonders mit den Folgen des Versailler Vertrages auseinandersetzt, gipfelt in einer Liste von zehn Forderungen an die Politik. Schütte hat mit dieser Rede zweifellos die Mitglieder positiv angesprochen. Die Gesellschaft hat damit aber erstmalig gesellschaftspolitisch öffentlich Stellung bezogen. Auf Antrag des Vorsitzenden des Fachausschusses, Ministerialrat Presze, hat der Vorstand beschlossen, den Fachausschuss in seiner bisherigen Form nicht weiter bestehen zu lassen, sondern in Zukunft durch einzelne Fachausschüsse, in denen die jeweiligen Fachvertreter sitzen, zu ersetzen.
Als erste wird die Arbeitsgruppe ,,Festigkeit'' des alten Fachausschusses aufgelöst und ein neuer ,,Fachausschuss für Festigkeitsfragen'' ins Leben gerufen, wobei dieser paritätisch von Mitgliedern der STG und der ,,Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt'' besetzt wird. Weitere Fachausschüsse sind in Vorbereitung.
Die Sprechabende entwickeln sich langsam zu Sprechtagen, wobei Besichtigungen und Vorträge veranstaltet werden. Zur Förderung des Nachwuchses werden Preisausschreiben von der Gesellschaft veranstaltet. Die Gesellschaft übernimmt selbst die Herausgabe des Jahrbuches. Als Kommissionsverlag werden die Deutschen Verlagswerke Strauß, Vetter & Co. Berlin, unter Vertrag genommen. Hintergrund ist ein Prozess, den der Springer-Verlag gegen die Gesellschaft führt und dass er den Vertrag mit der Gesellschaft gekündigt hat.
Die Gesellschaft läßt das sogenannte Skagerak-Modell für das im Bau befindliche Marineehrenmal in Laboe erstellen. Nach der Kündigung des Vertrages mit dem Springer-Verlag erhält die Zeitschrift ,,Schiffbau Schiffahrt und Hafenbau'' die Organschaft der Gesellschaft. Ab 1933 wird diese Zeitschrift offizielles Mitteilungsblatt der Gesellschaft. Unter der Leitung von Prof. Schütte wird in der Gesellschaft wiederholt zu allgemeinen Fragen politisch Stellung bezogen. Schiffahrtstechnische Forschungshefte werden gemeinsam mit der ,,Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt'' herausgegeben. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen ,,Verband Technisch-Wissenschaftlicher Vereine'' wird intensiv betrieben. Seine Tätigkeit wird regelmäßig im Jahrbuch der Gesellschaft veröffentlicht. Marinebaurat Carl Schulthes erhält die silberne Gedenkmünze der Gesellschaft. Die folgenden Fachausschüsse nehmen ihre Arbeit auf: Fachausschuss ,,Schiffsfestigkeit'', Fachausschuss für ,,Stabilität und Schwingungsforschung'', Fachausschuss für ,,Jachten und Flußschiffbau''. |
|
Der Wirkliche Geheime Oberbaurat Prof. Johann Rudloff erhält die goldene Denkmünze der Gesellschaft. Die silberne Denkmünze erhält der Direktor der Hamburg-Amerika Linie Dr.-Ing. E.h. Emil Goos. Als das wichtigste Ereignis des Jahres wird die ,,Einordnung der Schiffbautechnischen Gesellschaft in den nationalsozialistischen Aufbau des Dritten Reiches'' angesehen. Die Gesellschaft nimmt an der Gründung der ,,nationalsozialistischen Reichsgemeinschaft der technisch-wissenschaftlichen Arbeit'' aktiv teil. Der ,,Deutsche Verband der Technisch-Wissenschaftlichen Vereine'' wird 1934 aufgelöst. Dennoch, die Machtergreifung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter Partei (NSDAP) wird durch die Gesellschaft freudig begrüßt. Professor Schütte begrüßt die Mitglieder auf der Hauptversammlung mit den Worten: ,,Nachdem eine Reformation des am 18. Januar 1871 gegründeten Deutschen Reichs an Haupt und Gliedern seit dem 30. Januar 1933 in einem Ausmaß stattfand, wie es Außenstehende für unmöglich gehalten haben und nachdem sich auch die Schiffbautechnische Gesellschaft auf den Boden des nationalsozialistischen Staates gestellt hat, ist diese unsere 34. Hauptversammlung die erste im neuen Dritten Reich''. Schütte zitiert in seiner emotionalen Ansprache Adolf Hitler an der Feldherrenhalle in München: ,,Und ihr habt doch gesiegt!'' In der gleichen Sitzung wird eine Huldigungsadresse an den Deutschen Kaiser als Schirmherr der Gesellschaft, den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und den Reichskanzler Adolf Hitler geschickt. Es werden folgende weitere Fachausschüsse gegründet: FA für ,,Widerstand und Vortrieb'', FA ,,Schiffsmaschinenwesen'', mit den Arbeitsgruppen ,,Dampfmaschinen'', ,,Verbrennungsmaschinen'' und ,,Elektrotechnik''. |
![]() Dr.-Ing. E. h. Emil Goos |
Der Reichspräsident Paul von Hindenburg verstirbt. Die Hauptversammlung wird von über 1200 Mitgliedern von 1600 besucht, eine Sommertagung wird in Hamburg/Bremen veranstaltet. Die Gesellschaft lässt sich in die Reichsgemeinschaft der Technisch-Wissenschaftlichen Arbeit in der Fachgruppe ,,Mechanische Technik'' einordnen, da sich die Gesellschaft hierdurch eine verbesserte Zusammenarbeit mit ähnlich arbeitenden Gesellschaften verspricht. Der Präsident der Reichsgemeinschaft der Technisch-Wissenschaftlichen Arbeit, Generalinspektor Dr.-Ing. Fritz Todt, spricht vor der Gesellschaft. Die Hauptversammlung tagt erstmalig unter dem Hakenkreuz und schmückt sein ,,Wikingerschiff'' mit diesem Symbol. Mit finanzieller Hilfe der Gesellschaft findet unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Schnadel und Professor Horn sowie unter Beteiligung von Professor Lienau und weiteren Fachleuten die Hochseemessfahrt der San Francisco'' statt. Der Geheime Baurat Dr.-Ing. E.h. Imanuel Lauster, verdienstvoller Konstrukteur und Direktor der MAN in Augsburg, erhält die goldene Denkmünze der Gesellschaft. Professor Schütte schickt das folgende Telegramm: ,,Dem Führer und Reichskanzler gelobt die heute mit 1200 Teilnehmern in der Reichshauptstadt versammelte Schiffbautechnische Gesellschaft auch in Zukunft mit allen Kräften und in treuer Gefolgschaft an dem wissenschaftlichen Rüstzeug für die technische Fortentwicklung des deutschen Kriegs- und Handelsschiffbaus mitzuarbeiten''. Die Satzung der Gesellschaft ist derart geändert worden, dass nur ,,arische Herren'' als Fach- oder einfache Mitglieder aufgenommen werden können. Die Veith- und die Berghoff-Stiftung wird zusammengefasst in einer Veith-Berghoff-Stiftung. Dem Schirmherrn der Gesellschaft, Kaiser Wilhelm II. wird anlässlich seines 75jährigen Geburtstages ein herzlicher Glückwunsch übermittelt. Auch die Fachvorträge werden ideologisch gefärbt präsentiert. So trägt anlässlich der Gründung der Gesellschaft vor 35 Jahren Dr.-Ing. Gustav Wrobbel über die Entwicklung der deutschen Schiff- und Schiffsmaschinenbautechnik im zwanzigsten Jahrhundert und ihre Bedeutung für Staat, Volk und Wirtschaft unter Berücksichtigung der Aufgaben des Technikers im Dritten Reich, vor. |
![]() Reichspräsident Paul von Hindenburg ![]() Geheime Baurat Dr.-Ing. E.h. Imanuel Lauster |
Im Fachausschuss ,,Schiffsmaschinen'' wird eine Arbeitsgruppe ,,Schiffshilfsmaschinen'' sowie der Fachausschuss ,,Geschichte des Deutschen Schiffbaues'' gegründet. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des ,,Technischen Vorlesungswesens'' wird die Sommertagung in Hamburg abgehalten. Es wird eine ,, Ehrengerichtsordnung'' der Gesellschaft erlassen. Zweck dieser Ordnung ist die Berufsehre seiner Mitglieder und darüber hinaus die gemeinsame Ehre des Berufsstandes zu wahren und zu schützen. Nachfolger von Dr.-Ing. Teubner als Geschäftsführer der Gesellschaft wird Dipl.-Ing. Brauckhoff, Germanischer Lloyd, der dieses Amt in Nebentätigkeit wahrnimmt. Der ehemalige Chefkonstrukteur der Kaiserlichen Marine, Geheimer Oberbaurat Dr.-Ing. E.h. Hans Bürckner, erhält die goldene Denkmünze der Gesellschaft für seine Bahn brechenden Entwürfe von Kriegsschiffen der Kaiserlichen Marine. Auf Betreiben Dr.-Ing. Fritz Todts findet eine stetige Gleichschaltung aller technischer Vereine und Gesellschaften in Deutschland statt. Es wird eine enge Zusammenarbeit mit der ,,Reichsgemeinschaft der technisch-wissenschaftlichen Arbeit'' und dem ,,Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik (NSBDT)'' angeordnet. Alle Mitglieder der NSDAP, die bisher nur in einem Fachverein oder Gesellschaft Mitglied sind, werden automatisch Mitglieder des NSBDT. Es wird der ,,Reichsbund Deutscher Seegeltung'' unter Führung des Vizeadmirals Adolf von Trotha gegründet. Im Herbst 1934 unternehmen unter der Führung von Prof. Schnadel Prof. Lienau aus Danzig, Prof. Horn aus Berlin sowie den Herren Dr.-Ing. Weinblum, Dipl.-Ing. Weiß und Ing. Hoppe u. a. auf dem Motorschiff San Francisco eine Hochseemessfahrt von Hamburg an die Westküste von Nordamerika und zurück. Ein Teil der Ergebnis dieser wirklich unfassenden Versuchsfahrt wurde auf der Hauptversammlung der Gesellschaft durch Prof. Schnadel, Dehnungs- und Durchbiegungsmessungen, Prof. Horn, Schwingungs- und Beschleunigungsmessungen, Dr. Weinblum , stereophotogrammetrische Wellenaufnahmen vorgetragen. Ergänzend gab Dipl.-Ing. Weiß Erklärungen der verschiedenen Geräte zur Messung von Wellenkonturen. |
![]() Das Wikingerschiff der Ansteckplakette der STG ziert nunmehr das Hakenkreuz ![]() Geheimer Oberbaurat Dr.-Ing. E.h. Hans Bürckner |
Die Gesellschaft muss ihre Satzung in mehreren Punkten ändern. In § 1 wird hinzugefügt: ,,.... und gehört der Reichsgemeinschaft der technisch- wissenschaftlichen Arbeit (RTA) seit deren Gründung an. Außerdem in wird in § 6 und § 7 der Hinweis auf eine notwendige arische Abstammung ersetzt durch den Hinweis, dass Mitglieder im Besitz oder der Voraussetzung zur Erlangung des Reichsbürgerbriefes sein müssen. Diesen erhalten aber nur arische Personen. In § 12 heißt es: ,,Die Neuwahl bzw. Wiederwahl des Vorsitzenden der Gesellschaft bedarf der Genehmigung des Präsidenten der RTA'' und in § 31, dass Satzungsänderungen ebenfalls eine solche Genehmigung benötigen. Damit verliert die Gesellschaft ihre Autonomie und unterliegt der staatlichen Kontrolle des NS-Staates. Professor Schnadel erhält die silberne Denkmünze der Gesellschaft für seine Beiträge zur Schiffsfestigkeit. Schnadel hat als erster die allgemeine Elastizitätstheorie auf Beispiele der Schiffsfestigkeit angewendet und darüber der Gesellschaft vorgetragen. Die Hauptversammlung findet unter Teilnahme von viel politischer Prominenz statt. |
![]() Prof. Dr.-Ing. Georg Schnadel |
Die Reichsgemeinschaft der Technisch-Wissenschaftlichen Arbeit (RTA), der die Gesellschaft angeschlossen ist, wird aufgelöst und in den Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik (NSBDT) eingegliedert. Dr.-Ing. Fritz Todt führte dazu u. a. aus: ,, ... Der NSBDT hat die Aufgabe, die Ingenieure nach Weisungen der Partei zusammenzuhalten ... ''. Der Gauamtsleiter von Berlin, Dr.-Ing. Kaspar, ergänzt dieses mit der Bemerkung: ,, ... Sie erhalten nunmehr ihre techno-politischen Richtlinien und das Ziel ihrer Entwicklung unmittelbar durch die NSDAP und damit vom Führer''.
Kaiser Wilhelm II. legt am 4. Mai 1937 mit einem Brief an Geheimrat Schütte die Schirmherrschaft der Gesellschaft nieder. Er schrieb u. a.: Die Förderung des deutschen Schiffbaus mit den zahlreichen ihm verbundenen Zweigen von Wissenschaft und Technik und mit seinen großen sozialen Möglichkeiten hat Mir seit Anbeginn meiner Regierung und vor allem während meiner 37 jährigen Schirmherrschaft über die Schiffbautechnische Gesellschaft in guten und in bösen Tagen immer am Herzen gelegen. Geheimrat Schütte betont daher, das es eine Ehrenpflicht der STG ist, ihrem langjährigen früheren Schirmherr an dieser Stelle ihren aufrichtigen Dank auszusprechen, denn ohne ihn (den Kaiser) wäre die STG nicht in so kurzer Zeit zu einem so wertvollen Instrument des Deutschen Schiffbaus geworden.
Der Vorsitzende, Professor Schütte, nimmt am Reichsparteitag der Arbeit teil. Die Sommertagung findet im Rahmen einer Donaufahrt in Österreich statt. Die Satzung wird den neuen Gegebenheiten angepasst.
Die ,,Schiffbautechnische Gesellschaft'', die ,,Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hamburgischen Schiffbauversuchsanstalt'' und die ,,Hafenbautechnische Gesellschaft'' werden zum Arbeitskreis ,,Schifffahrtstechnik'' zusammen geschlossen. Dieser Arbeitskreis wird in die Fachgruppe ,,Bauwesen'' des ,,NS-Bundes Deutscher Technik'' überführt. Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. c. Erich Raeder, wird Schirmherr des Arbeitskreises Die Gesellschaft erhält eine Aufforderung, sich an der ,,International Conference of Naval Architects and Marine Engineers'' in London zu beteiligen. Professor Schnadel übernimmt die Aufgabe, einen deutschen Beitrag zu verfassen. Obwohl eine Wiederwahl satzungsmäßig nicht möglich ist, wird Prof. Schütte für weitere Jahre mit Zustimmung des Schirmherrn und des Reichsverwalters des ,,NS-Bundes Deutscher Technik'', Dr.-Ing. Fritz Todt, bis zur 40-Jahrfeier im Jahr 1939, wieder gewählt. Bei der Eröffnung der Hauptversammlung erklärt Generaladmiral Dr. h. c. Erich Raeder: ,,Dem Vaterlande zu dienen durch sachkundige, zielbewusste Förderung des Schiffbaues in allen Zweigen, in Theorie und Praxis, ist stets das Bestreben der Schiffbautechnischen Gesellschaft gewesen in all den Jahren ihres Bestehens''. Prof. Horn wird auf der Hauptversammlung die goldene Medaille der ,,North East Coast Institution of Engineers and Shipbuilders'' überreicht. Prof. Schütte hält eine flammende Rede auf den Reichskanzler Adolf Hitler und feiert den Anschluss Österreichs und des Sudetenlands als besondere weltgeschichtliche Großtat. |
![]() Großadmiral Dr. h.c. Erich Raeder, Schirmherr der Gesellschaft |
Als Nachfolger von Professor Schütte wird Prof. Dr.-Ing. Georg Schnadel, Vorstandsmitglied des Germanischen Lloyds, zum Vorsitzenden berufen. Professor Schütte erhält die ,,Goldene Denkmünze'' und Professor Horn die ,,Silberne Denkmünze'' der Gesellschaft. Prof. Schütte erhält die hohe Auszeichnung als Dank für seinen selbstlosen Einsatz für die STG in einer schwierigen Zeit. Prof. Horn wird wegen seiner herausragenden Beiträge zur Schiffstheorie und deren Darlegung in Vorträgen vor der Gesellschaft und Beiträgen in den Jahrbüchern. Die Schiffbautechnische Versuchsanstalt in Wien wird dem NS-Bund Deutscher Technik, der Deutschen Arbeitsfront und dem NSBDT unterstellt, die ihre Betreuung wiederum in die Hände der Schiffbautechnischen Gesellschaft legt. Der Schirmherr Großadmiral Dr. h. c. Erich Raeder würdigt die Arbeit des scheidenden Vorsitzenden Professor Schütte. In die Satzung wird expressis verbis die Notwendigkeit der arischen Abstammung zur Aufnahme als Mitglied aufgenommen. Das sog. Führerprinzip wird eingeführt. Das bedeutet die direkte Einflussmöglichkeit der NSDAP auf alle wichtigen Entscheidungen der Gesellschaft. Die Arbeit der Gesellschaft wird durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nur unwesentlich beeinflusst. |
![]() Prof. Dr.-Ing. Fritz Horn |
Die Hauptversammlung findet für das Jahr 1940 erst im Februar 1941 statt. Eine der Ursachen hierfür ist, dass die Vorträge erst durch die behördlichen Stellen, d.h. die Partei, genehmigt werden müssen. Kriegswichtige Arbeiten lassen einer Reihe von Vortragenden nicht die Zeit, ihre Beiträge vorzubereiten. Dagegen können die Fachausschüsse intensiv arbeiten und auch die Abhaltung der Sprechabende wird nicht nur ermöglicht, sondern auch erfolgreich durchgeführt. Die Geschäftsstelle benötigt viel Zeit und Mühe mit einer Mitgliederkartei, die auch die Mitgliedschaften zum NSBDT regelt. Die Überwachung der Mitglieder der Gesellschaft durch Parteiorgane wird perfektioniert. Der Vizeadmiral Adolf von Trotha verstirbt und wird unter Anteilnahme der Gesellschaft beerdigt.
Der NS Bund Deutscher Technik empfiehlt dringend in die Satzung der Gesellschaft einen Passus aufzunehmen, der sicherstellt, dass im Falle der Auflösung der Gesellschaft das Vermögen gemeinnützigen und mildtätigen Zwecken zugeführt wird. Die Arbeitsgruppen ,,Schiffsdampfmaschinen'', ,,Schiffselektrotechnik'' und ,,Schiffshilfsmaschinen'' werden selbständige Fachausschüsse.
Wie im Jahr 1940 hat der NS Bund Deutscher Technik seinen Mitgliedervereinen auferlegt, auf Veranstaltungen wie zu Friedenszeiten zu verzichten. Sprechabende werden dagegen weiter abgehalten, so in Kiel, Stettin, Danzig, Elbing, Hamburg und Berlin. Der NS Bund Deutscher Technik wünscht eine Änderung der Eingliederung der Gesellschaft in der Fachgruppe ,,Bauwesen''.
Es wird ein neuer Fachverband,, Schifffahrtstechnik’’ als Teil der Fachgruppe ,,Mechanische Technik'', in dem auch der VDI sich befindet, gegründet. Der Fachausschuss ,,Flussschiffbau und Jachtbau'' wird in Fachausschuss ,,Küsten- und Flussschiffbau'' umbenannt.
Das Oberkommando der Kriegsmarine betraut die Gesellschaft mit kriegswichtigen Forschungsaufgaben. Die Zusammensetzung des bearbeitenden Ausschusses sowie die Mitglieder werden nicht bekannt gemacht. Der Reichsminister Dr.-Ing. Fritz Todt, zuständig auch für den NS Bund Deutscher Technik, verunglückt tödlich.
Professor Schnadel stellt fest: ,,Die Zusammenarbeit zwischen Gauleitung Hamburg und der Schiffbautechnischen Gesellschaft ist besonders intensiv und hat stets gute Früchte getragen.'' Trotz der schwierigen Lage im Krieg können eine größere Anzahl von Sprechabenden und Fachausschusssitzungen durchgeführt werden. Prof. Dr.-Ing. Hermann Föttinger erhält die goldene Denkmünze der Gesellschaft. Die Geschäftsstelle der Schiffbautechnischen Gesellschaft wird durch Luftangriffe total zerstört. Dabei gehen alle Unterlagen, so auch das in Vorbereitung befindliche Jahrbuch 1943, verloren.
Obwohl durch die Vernichtung der Geschäftsstelle in Berlin eine geordnetes Arbeiten der Gesellschaft nicht möglich ist, wird am 2. Juni 1943 in Berlin die 43. Hauptversammlung mit einer geschäftlichen Sitzung abgehalten worden und auch vier Fachvorträge gehalten worden. Der Vortrag von Prof. Schnadel Windfrischstähle im Schiffbau ist erhalten geblieben und 1950 im 44. Jahrbuch abgedruckt. Ministerialdirigent Dipl.-Ing. Fritz Bröking wird die silberne Denkmünze verliehen. Bröking war maßgeblich an dem maschinenbaulichen Konzept des U-Boot Typs VIIc beteiligt und gehört zu den bedeutenden U- Bootkonstrukteuren der Marine. |
![]() Ministerialdirigent Dipl.-Ing. Fritz Bröking |
Die Gesellschaft führt keine Veranstaltungen durch, da durch Verlust der Geschäftstelle und den Wirren des Bombenkrieges in Berlin nicht mehr möglich ist. Dennoch wird der langjährige Vorsitzende des Vereins für Fluss- und Küstenschiffswerften Theodor Hitzler, der durch Bomben 1943 seine Werft fast vollständig verloren hatte, mit der silbernen Denkmünze der Gesellschaft ausgezeichnet. Hitzler hat sich intensiv um die Behandlung von Themen des Binnenschiffbaus innerhalb der STG durch einen Vortrag und verschiedene Diskussionsbeiträge verdient gemacht. |
![]() Theodor Hitzler |
Professor Schnadel, Rektor der Technischen Hochschule Berlin, ruft die Vertreter des VDI, VDE und Mitglieder der STG mit der Absicht zusammen, die Arbeiten dieser Gesellschaften wieder aufzunehmen. Der kommunistische ,,Freie Deutsche Gewerkschaftsbund'' errichtet eine ,,Kammer der Technik'', in der alle früheren technisch-wissenschaftlichen Vereine aufgehen sollen, was schon die Machthaber des Dritten Reiches mit der Gründung des ,, Nationalsozialistischen Bundes Deutscher Technik'' wollten.
Da die Amtszeit des Vorstandes abgelaufen war, beantragt Professor Schnadel die Einsetzung eines Notvorstandes, um die Gesellschaft juristisch aufrecht zu erhalten. Seinem Vorschlag entsprechend werden Prof. Horn und Prof. Schnadel als Notvorstand vom Amtsgericht eingesetzt. Da Professor Schnadel von der Besatzungsmacht in Berlin keine Unterstützung erhalten kann, sondern vielmehr von dieser die Auflösung der Gesellschaft gefordert wird, verlässt Prof. Schnadel Berlin, um in Hamburg einen Neubeginn zu versuchen.
Dr.-Ing. Ernst Foerster gründet ohne Rücksprache mit dem Notvorstand eine ,,Gesellschaft für Schifffahrtstechnik''. Prof. Schnadel beantragt die Wiederzulassung der Schiffbautechnischen Gesellschaft bei der ,,Control Commission for Germany - Shipbuilding Branche'' der britischen Besatzungsmacht. Die Kommission verlangt daraufhin die Auflösung beider Gesellschaften. Prof. Schnadel weicht dem Verlangen mit der Begründung aus, dass er nicht befugt sei, die Gesellschaft aufzulösen, zumal diese bei dem im russischen Sektor liegenden Amtsgericht eingetragen ist. Man beschließt zunächst, die Dinge ruhen zu lassen.
Anfang des Jahres beantragen die Berliner Professoren Drawe, Horn, Pflaum, Sass und Voigt beim Magistrat von Groß-Berlin die Wiederzulassung der Gesellschaft nach Absprache mit Professor Schnadel. Dem Antrag wird im März des Jahres stattgegeben. Als Satzung wird, mit geringen Änderungen, die der Gesellschaft von 1930 verwendet.
Im April wird mit der Gesellschaft zur Förderung des Verkehrs (GFV), der früheren ,,Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt'' ein Abkommen getroffen, in den Büroräumen dieser Gesellschaft das Geschäftszimmer der Gesellschaft einzurichten. Als Geschäftsführer der STG wird Albert Timm, der auch als Geschäftsführer der GFV tätig ist, ernannt.
Die konstituierende erste Sitzung der STG findet am 9. August d. J. im ,,Curio-Haus''in Hamburg statt. Die vom VDI, Bezirksverein Hamburg, gegründete ,,Arbeitsgemeinschaft der Schiffbau- und Schiffsmaschinenbauingenieure'' wird in die STG übernommen. Das Bundesministerium für Verkehr beabsichtigt, sich für den geplanten ,,Beirat für deutsche Seeschifffahrt'' der STG zu bedienen. Es werden die Fachausschüsse ,,Sicherheit der Schiffe'', ,,Antrieb und Widerstand'', ,,Konstruktion und Schweißen'', ,,Geschichte des Schiffbaues'' und ,,Schiffsmaschinenbau'', wieder gegründet. Professor Schnadel, Professor Horn und Dr. Scholz bilden den neuen Vorstand. Eine Art Sommertagung findet mit einer Besichtigungsfahrt in Kiel statt.
Vom 22. bis 24. November d. J. findet die erste Nachkriegshauptversammlung in Hamburg statt. Die Festsitzung findet im Festsaal des Hamburger Rathauses unter Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg, Max Brauer, statt. Die Gesellschaft hat bereits wieder über 100 kooperative und über 600 einzelne Mitglieder. Professor Walter Laas, Professor Dr. phil. Dr.-Ing. E .h. Gustav Bauer, Theodor Hitzler und Dr.-Ing. E. h. Emil Goos werden zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft ernannt. Die Gesellschaft feiert ihr 50jähriges Bestehen mit einem Festvortrag von Professor Schnadel.
Das 44. Jahrbuch erscheint mit einer Reihe von bedeutenden Vorträgen über die fortschrittlichen Bauweisen im Schiffbau, W. Scholz, neue Schiffsdieselmaschinen des Auslandes, F. Sass, zweckmäßige Kesselbauarten von Schiffen, K. Illies, Schiffsdüsensystemen, F. Horn und H. Amtsberg. Der Vortrag von Dr.-Ing. Kurt Wendel, Hydrodynamische Massen und Hydrodynamische Massenträgheitsmomente in der Theorie des Schiffes, gilt heute als einer der Klassiker der deutschen Schiffstheorie.
Es werden mehrere Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem VDI und dem VDE Bezirksverband Hamburg abgehalten. Eine Frühjahrstagung in Berlin in der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg unter dem Rektorat von Professor Pflaum findet reges Interesse. Professor Schnadel betont bewusst den wissenschaftlichen Charakter der Gesellschaft, die nur durch Freiwilligkeit, Idealismus und demokratische Wertvorstellungen getragen sein kann. Der Fachausschuss Schiffsmaschinenwesen bildet die Arbeitsausschüsse Dampfanlagen, Motorenanlagen, Elektrotechnik, Hilfsmaschinen und Messwesen an Bord. Der Fachausschuss Konstruktion, Statik und Schweißen den Arbeitsausschuss Leichtmetall und Sonderwerkstoffe. Die Begrüßungsansprache der diesjährigen Hauptversammlung in Hamburg hält der Hamburger Wirtschaftssenator Professor Karl Schiller, der spätere Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen. Bei Blohm & Voss bleiben die Reparatur und der Neubau von Schiffen verboten. Die Herausgabe der ersten Nachkriegsjahrbücher kann nur mit Hilfe von Firmenspenden erfolgen. Die Gesellschaft ehrt fünf Mitglieder, die seit Gründung der Gesellschaft ihr treu geblieben sind mit einer beitragsfreien, lebenslangen Mitgliedschaft. Durch die Teilnahme von Professor Schnadel am Internationalen Verbrennungsmotoren - Kongress in Paris und der Internationalen Konferenz der Schiffbau- und Schiffsmaschinenbau-Ingenieure in London werden alte und neue internationale Verbindungen geknüpft. Dipl.-Ing. Otto Grim hält einen Vortrag, das Schiff in von achtern auflaufender See, der große Beachtung erfährt. |
![]() Der Wiederbeginn in Hamburg, links Dr. William Scholz, Vorstand der Deutschen Werft, in der Mitte Max Brauer, Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, ganz rechts Prof. Dr.-Ing. Georg Schnadel, Vorsitzender der Schiffbautechnischen Gesellschaft |
Es wird die ,,Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Forschung im Schiffbau'' gemeinsam mit der Gesellschaft zur Förderung des Verkehrs unter Führung Professor Schnadels gegründet. Man erreicht bereits nach kurzer Zeit, nicht zuletzt durch die Person von Professor Schnadel gefördert, dass interessierte Kreise namhafte Geldbeträge zur Verfügung stellen, um mehrere Forschungsvorhaben zu finanzieren. Die Gesellschaft veranstaltet außer der Hauptversammlung und der Sommertagung noch weitere Sprechtage und Veranstaltungen in Kiel, Berlin und Hamburg. Die Mitgliedzahl ist auf 1280 angestiegen. Der Umfang der Anmeldungen zum Festabend im Hotel Atlantik zum Anlass der Hauptversammlung übersteigt die Möglichkeiten des Hotels, sodass Gäste und einige Mitglieder nicht berücksichtigt werden können. Es soll ein ,,Forschungsrat'' gegründet werden, mit je zwei Mitglieder der STG, eine Mitglied der Gesellschaft zur Förderung des Verkehrs und der einem Mitglied der neu gegründeten Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hamburgischen Schiffbauversuchsanstalt. Die Fachausschüsse (FA) ,, Schiffsmaschinenwesen'' (Prof. Illies) mit den Arbeitsausschüssen Dampfanlagen, Motorenanlagen, Hilfsmaschinen, Verstellpropeller; der FA ,,Widerstand und Vortrieb'' (Prof. Kempf), der FA ,, Schiffsicherheit'' (Prof. Wendel); der FA ,,Elektrotechnik im Schiffbau'' (Dipl.-Ing. Breitenstein); der FA ,,Konstruktion, Statik und Schweißen'' (Prof. Hansen) mit dem Arbeitsausschuss Leichtmetalle und Sonderwerkstoffe; der FA ,, Schiffsvibrationen'' (Prof. Horn); der FA ,,Messwesen an Bord'' (Dr. Oetker) und der FA ,,Geschichte des Schiffbaues'' (Prof. Erbach) haben intensiv die Arbeit aufgenommen und tragen wesentlich zur Gestaltung des Lebens in der Gesellschaft bei. Mit Unterstützung der Gesellschaft, der Freien und Hansestadt Hamburg und weiten Kreisen der Schiffstechnik wird das ,,Institut für Schiffbau'' an der Universität Hamburg gegründet. Gleichzeitig entsteht an der Technischen Hochschule Hannover, neben dem Studiengang Schiffsmaschinenbau, der Studiengang Schiffbau, der dann später der wichtigste Ausbildungsgang im Schiffbau in der Bundesrepublik Deutschland wird. |
![]() Hauptgebäude der Technischen Hochschule Hannover im ehem. Welfenschloß in Hannover-Herrenhausen |
Die Gesellschaft verleiht erstmals seit 1944 wieder eine Silberne Denkmünze an den Ministerialdirektor i. R. Ferdinand Brandes, der sich als Schiffsmaschinenbauer, bis 1944 Amtsgruppenchef Schiffsmaschinenbau im Hauptamt Kriegsschiffbau des Oberkommandos der Kriegsmarine, aktiv um die Einführung der Dieselmotoren und Heißdampfanlagen verwendet hatte. Bei der Eröffnung der Hauptversammlung in Hamburg spricht der Erste Bürgermeister Max Brauer und erwähnt u. a. den Bau des größten Tankschiffes Tina Onassis bei den Howaldtswerken Hamburg. Die STG unterstützt den Druck der Dissertation ,,Das Schiff der hansischen Frühzeit'' von H. Heinsius. Die Arbeit ermöglicht es 1962, den Schiffsfund in Bremen als den einer hansischen Kogge zu identifizieren. Unter Anleitung von Friedrich Jorberg und dem FA ,,Geschichte des Schiffbaues'' restaurieren hannoversche Schiffbaustudenten das historische Modell des Dreideckers Royal George von 1715, welches dann viele Jahrzehnte in der Technischen Hochschule Hannover ausgestellt wurde. Die Mitgliedschaft erreicht wieder Vorkriegsgröße. Professor Ludwig Prandtle, der Schöpfer der Grenzschichttheorie, die für die Schiffshydrodynamik von grundlegender Bedeutung ist, verstirbt. Prof. Schnadel erinnert an den 40. Todestag Otto Schlicks. Nach ihm wurde eine Straße in der Nähe der alten Hamburgischen Schiffbauversuchsanstalt ,,Schlicksweg'' benannt. In der unmittelbaren Nähe dieser Anstalt hat Hamburg bereits vor dem Kriege Friedrich Middendorf, Max Oertz, Hermann Föttinger und Rudolf Diesel durch Namensgebung von Straßen und Wegen geehrt. |
![]() Ministerialdirektor Dipl.-Ing. Ferdinand Brandes ![]() Modell der Royal George in der TH Hannover ![]() Nachbau der Bremer Kogge von 1380 |
Unter Mitwirkung der Gesellschaft wird das ,,Kuratorium für die Förderung der deutschen Schiffbauforschung'' gegründet. Vorsitzender des Kuratoriums ist der Bundesverkehrsminister. Die Sommertagung findet auf Einladung des Internationalen Schiffbau- und Schifffahrtskongresses in Neapel statt.
Theodor Hitzler und Friedrich Bröking wird erst jetzt die bereits 1943 bzw. 1944 verliehene silberne Denkmünze überreicht. Aus dem technischen Nachholbedarf nach dem Krieg entwickelt sich eine außerordentlich rege Fachausschussarbeit. So gehören dem Arbeitsausschuss Leichtmetalle und Kunststoffe mehr als 50 Mitglieder an. Die Anzahl der persönlichen Mitglieder hat die Zahl 1.700 erreicht.
Zur Hauptversammlung werden über 1.800 Anmeldungen registriert. Professor Horn erhält die goldene Denkmünze der Gesellschaft. Die Gesellschaft verleiht Professor Kempf, Dr.-Ing. Gebers, Professor Romberg und Paul Reusch die Ehrenmitgliedschaft.
Sie beschließt, an alle, die fünfzig Jahre Mitglieder der Gesellschaft gewesen sind, eine goldene Ehrennadel zu verteilen. Die Freilassung des Großadmirals Raeder aus der Kriegsgefangenschaft wird begrüßt. Die Gesellschaft hatte bereits im Jahr der Wiedereröffnung 1950 beim britischen Gouverneur Hamburgs um Raeders Freilassung gebeten.
Der Fachausschuss für Atomkernenergieverwertung ist zugunsten der Studiengesellschaft für Kernenergieverwertung in Schifffahrt und Industrie nach kurzem Bestehen wieder aufgelöst worden.
Professor Schnadel erhält die goldene Denkmünze der Gesellschaft. Das fünfzigste Jahrbuch erscheint. Professor Schade, der als Forschungsstudent in den zwanziger Jahren bei Professor Schnadel in Berlin promoviert hatte und nach 1945 als Marineoffizier wieder nach Deutschland gekommen war, um die Fortschritte des deutschen U-Bootbaues für die US - Navy zu nutzen, hält einen Vortrag über die Ausbildung zum Schiffbauingenieur in den Staaten. Die Ausbildung wird dort durch großzügige Forschungsförderung seitens der öffentlichen Hand sehr gefördert. |
![]() Prof. Dr.-Ing. G. Schnadel |
Professor Weinblum erhält die silberne Denkmünze der Gesellschaft. Die Gesellschaft beschließt, dem unerwartet verstorbenen Prof. Dr.-Ing. Dickmann postum die silberne Denkmünze zu verleihen. Die Gesellschaft hat über 2.000 persönliche Mitglieder. Aus Mitgliedskreisen wird der Wunsch geäußert, die Gesellschaft mehr zu demokratisieren und zu diesem Zweck die Satzung zu ändern. Besonders ist das Wahlverfahren zum Vorstand in Kritik geraten, so dass eine Satzungskommission etabliert wird. Die Schiffbautechnische Gesellschaft beteiligt sich an der 80-Jahrfeier der ,,Heyligen Frau Latte'', des lose Zusammenschluss der Schiffbau- und Schiffsmaschinenbaustudenten in Berlin. Die ,,Latte'' aus Danzig hat sich erfolgreich in Hannover etabliert. Professor Schnadel würdigt anläßlich des 100. Todesjahres von Josef Ressel dessen Verdienste um die Erfindung der Schiffsschraube und seiner weiteren Erfindungen, dabei bezeichnet er den in Böhmen geborenen Ressel als Sudetendeutschen. Die deutsche Schiffbauindustrie nimmt den vierten Platz im Weltschiffbau ein. Die Sommertagung findet mit großer Unterstützung der Firma Fried. Krupp in Essen statt. Die Tagung findet im Gartensaal der ,,Villa Hügel'' statt. Der Neubau des Instituts für Schiffbau der Universität Hamburg in Barmbek, in der Nähe der Hamburgischen Schiffbauversuchsanstalt, wird begonnen. Großzügige Versuchsanlagen für Festigkeit, ein Wind- und Schleppkanal ermöglichen anspruchsvolle schiffbautechnische Forschungen. |
![]() Prof. Dr.-Ing. Georg Weinblum ![]() Prof. Dr.-Ing. Dickmann ![]() Das Ordenskapitularium der ,,Heyligen Frau Latte'' bei der Verkündung der ,,Lattenspitze'' vor dem Portal der TU-Hannover ![]() ,,Villa Hügel'' von der Gartenseite, Ort der Sommertagung der Gesellschaft 1957 ![]() Institut für Schiffbau der Universität Hamburg |
Unter Leitung von Dr.-Ing. Roester werden umfangreiche Satzungsänderungen erarbeitet und vom Vorstand angenommen. Es wird beschlossen, dass nicht nur Fachmitglieder, sondern alle Mitglieder bei Satzungsänderungen stimmberechtigt sind. Dagegen wird der Vorschlag, den Vorsitzenden der Gesellschaft direkt durch die Mitglieder zu wählen, abgelehnt. Als wesentliche Änderung der Satzung ist ein neues Organ der Gesellschaft, der Wissenschaftliche Beirat (WB) einzurichten, der den Vorstand in allen fachwissenschaftlichen Fragen beraten soll. Er besteht aus den Leitern der Fachausschüsse sowie weiteren zu wählenden Herren. Der Wissenschaftliche Beirat (WB) wählt aus seiner Mitte einen Vorsitzenden, jedoch nur mit beratender Stimme. Um eine zu große Machtkonzentration zu verhindern, kann der Vorsitzende des WB nicht zugleich Vorsitzender der Gesellschaft sein. Auch die Zusammensetzung des Vorstandes wird geändert. Während bisher der Vorstand aus dem Vorsitzenden, seinen beiden Stellvertretern und einer Reihe von Beisitzern bestand, wird nunmehr ein Vorstandsrat gewählt, der aus seiner Mitte den Vorsitzenden und seine Stellvertreter wählt. Die Wahlen zum Vorstandsrat erfolgen nach Listen, getrennt nach Fach- und gewöhnlichen Mitgliedern in geheimer Wahl. Entsprechend der Bedeutung der Elektrotechnik wird diese in der Satzung neben Schiffbau und Schiffsmaschinenbau eingeführt. Elf Mitglieder können auf eine 50-jährige Mitgliedschaft zurückschauen. Hierunter sind so prominente Mitglieder wie Professor Erbach, Konstrukteur der Handels-U-Boote Deutschland und Bremen, ehemaligen Direktor der Seebeck - Werft Friedrich Gerloff, Werftbesitzer Johann Rathje Köser und Dr.-Ing. E.h. Wilhelm Süchting. |
![]() Deutschlands erster Admiral, Karl Rudolf Brommy |
Dr. phil. Dr.-Ing. E.h. William Scholz erhält die goldene Denkmünze für seine außerordentlichen Verdienste um die Schiffstechnik. Die silberne Denkmünze erhält Dr.- Ing. Dr.-Ing. E. h. Otto Grim für seine herausragenden Beiträge zur Schiffstheorie. Das Jahr steht ganz im Zeichen des 60-jährigen Bestehens der Gesellschaft. Professor Schnadel weist auf die wechselvolle Geschichte und das wieder erfolgreiche Arbeiten der Gesellschaft hin. Der Bundesverkehrsminister Dr.-Ing. Hans-Christoph Seebohm, dessen Großonkel nicht nur als Seekadett unter Admiral Brommy 1848 an den Seekämpfen um Helgoland teilgenommen hat, sondern auch Gründungsmitglied der Gesellschaft gewesen ist, hält eine ausführliche Ansprache anlässlich der Hauptversammlung in Hamburg. Seine Ausführungen lassen erstaunliche Fachkenntnisse erkennen, obwohl dieser kein Schiffstechniker, sondern von Haus aus Bergmann ist. Im einzelnen nimmt Seebohm zur Frage der Notwendigkeit von wissenschaftlich-technischen Vortragsveranstaltungen wie folgt Stellung:,,Ich möchte diese Frage besonders deswegen aufgreifen, weil im Laufe der letzten Jahre in der Öffentlichkeit Stimmen laut geworden sind, die ganz allgemein den Nutzen von wissenschaftlichen und anderen Kongressen bezweifeln. Es wird in dieser Kritik, nicht ganz mit Unrecht, darauf hingewiesen, dass heutzutage alle wissenschaftlichen und technischen Probleme ja ausführlich in speziellem Schrifttum behandelt werden und dass es für denjenigen, der sich einer Aufgabe gegenübergestellt sieht, viel zweckmäßiger und zeitsparender sei, die Fachliteratur zu studieren, als sich auf Tagungen eine Fülle von Vorträgen anhören zu müssen, die jeweils nur zum Teil für seine besondere Aufgabe zugeschnitten sind. Darüber hinaus wäre es bei schwierigen Themen sowieso nicht immer leicht, so sagt man, den Gedankengängen der Vortragenden zu folgen, während beim Studium des Schrifttums die notwendige Muße zum notwendigen Einarbeiten in den Stoff vorhanden sei. Dem möchte ich entgegenhalten, dass der Sinn der technischen und wissenschaftlichen Vorträge auf Kongressen, wie zum Beispiel unserer heutigen Hauptversammlung der STG, weniger darin zu sehen ist, den Zuhörern die letzten Feinheiten eines Problems darzulegen, als dass es vielmehr darauf ankommt, diese Zuhörer anzuregen, sich auch einmal mit Fragen zu beschäftigen, die außerhalb ihres engen Fachgebietes und der sie gerade im Augenblick beschäftigenden Spezialaufgaben liegen. Gerade in der heutigen Zeit der immer weiter um sich greifenden Spezialisierung ist es meiner Ansicht nach dringend notwendig, den, wenn nicht universellen, so doch größeren Rahmen zu pflegen, also den Spezialisten davor zu bewahren, einseitig nur die Probleme eines engeren Fachgebietes zu sehen, und ihm statt dessen die Möglichkeit zu geben, von Vorgängen und Entwicklungen zu hören, von denen er sonst auch beim Lesen nicht so viel aufnimmt, wie wenn er den Vortrag hört. Denn, wie ich vorhin bereits ausgeführt habe, gerade im Schiffbau können wirkliche technische Fortschritte nur durch eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Fachleute erzielt werden, und eine fruchtbare Zusammenarbeit setzt auch beim Spezialisten wenigstens eine gewisse Kenntnis der Probleme voraus, denen sich seine Kollegen vom eigenen oder vom anderen Fach gegenübergestellt sehen. Außerdem sind solche Kongresse ja nicht nur Zuhörerkongresse, sondern sie geben auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen, sei es im größeren Kreis, sei es im engeren Kreis, und dieser Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen spielt neben den Vorträgen ja eine ganz entscheidende Rolle für die Wirkungen, die solche Kongresse haben. Von den menschlichen Beziehungen, die dabei wieder einmal vertieft und verstärkt werden, möchte ich gar nicht reden. Wie könnten wir auf solche Kongresse in der heutigen Zeit verzichten, wo die Zusammenarbeit zwischen den Völkern so lebendig und lebhaft und der Austausch zwischen ihnen so entscheidend wird ...'' Diese Argumentation trifft exakt das Selbstverständnis der Gesellschaft. |
![]() Dr. phil. Dr.-Ing. E.h. William Scholz ![]() Prof. Dr.- Ing. Dr.- Ing. E.h. Otto Grim ![]() Bundesverkehrsminister Dr.-Ing. Hans- Christoph Seebohm |
Erstmalig nach dem Krieg findet in Berlin eine Hauptversammlung statt. Diese erfolgt anlässlich des 100-jährigen Bestehens einer akademischen Schiffbauerausbildung in Berlin. Ende 1860 / Anfang 1861 war der Unterricht im Schiffbaufach am Königlichen Gewerbeinstitut in Berlin, der Vorläufereinrichtung der späteren Technischen Hochschule Charlottenburg und der heutigen Technischen Universität Berlin aufgenommen worden. Als Lehrer fungierten der Wirkliche Geheime Admiralitätsrat C. A. Elbertshagen und der Wirkliche Geheime Admiralitätsrat und Chefkonstrukteur der Königlich Preußischen Marine A. Koch. Professor Schnadel legt sein Amt als Vorsitzender der Gesellschaft aus Altersgründen nieder. Ihm verdankt die Gesellschaft ihr Wiedererstehen nach dem zweiten Weltkrieg. Schnadel verbleibt aber als Mitglied des Vorstandsrates beratend zur Verfügung. Es regen sich Stimmen, die neben der strengen Ausrichtung auf wissenschaftliche Themen auch solche aus dem praktischen Konstruktionsgeschehen der Werften behandelt wissen möchten. Da kein neuer Vorsitzender gewählt wird, nimmt Dr. Scholz die Geschäfte des Vorsitzenden wahr. Die Geschäftsführung der Gesellschaft wechselt von A. Timm zu H. J. von Seebach. Die Gesellschaft hat nunmehr 2142 persönliche und kooperative Mitglieder. |
![]() Königliches Gewerbeinstitut in Berlin |