Dr. Florian Kluwe, Till Schade; SDC Ship Design&Consult, Hamburg
Im Zuge des Klimawandels ist die Umstellung des Seeverkehrs auch umweltfreundlichere und idealerweise klimaneutrale Antriebssysteme im Gange. Während große Schiffe auf den transkontinentalen Schifffahrtsrouten und die dahinterstehenden großen Reedereien Investitionen in neue Technologien selbst finanzieren können, tut sich der von kleineren Reedereien dominierte küstennahe Verkehr bisher schwerer, neue Technologien zu implementieren. Dies gilt insbesondere für die kleinen Inselstaaten des Pazifiks, die überproportional vom Klimawandel bedroht sind. Gleichzeitig stellt der dort mit kleineren Schiffen abgewickelte Inselverkehr eine essenzielle Komponente bei der Versorgung der Bevölkerung dar.
Im Rahmen der Internationalen Klimaschutz Initiative der Bundesregierung ist im Rahmen des Projekts “Transitioning to Low Carbon Sea Transport” eine Kooperation zwischen der Republic of the Marshall Islands (RMI) und Deutschland entstanden. Ein Teil dieses Projektes war die Entwicklung, der Bau und die Erprobung eines innovativen Segelfrachtschiffs für den klimafreundlichen Verkehr zwischen den Inseln der Marshall Islands unter Federführung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Entwicklungsziel war ein möglichst emissionsfreier Betrieb mit besonders niedrigem Kraftstoffverbrauch und damit zusammenhängenden Emissionswerten. Das Schiff sollte auch als Ausbildungsschiff geeignet sein. Die Grundkonzeption des Schiffs stammt von der Hochschule Emden-Leer (HEL), die sich insbesondere mit dem Segelsystem beschäftigt hat.
SDC Ship Design & Consult hat im Auftrag der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) auf dieser Basis ein sogenanntes Tenderdesign erstellt, mit dem das Schiff international ausgeschrieben wurde. Der Bau des Schiffes erfolgte nach einer von SDC unterstützten Vergabephase in Korea auf der Werft Asia Shipbuilding Co., Ltd.
Nach Werftablieferung im Juli 2024, wurde der Neubau schließlich am 22. Oktober 2024 offiziell der Republik der Marshall Inseln übergeben.
Zu den Arbeiten, die SDC im Rahmen des Tender Designs durchgeführt hat gehörte das gesamte Spektrum der Entwurfsberechnungen, unter anderem die Gewichtsprognose, Stabilitätsberechnungen, Berechnungen zu Tonnage, Freibord, Leistungsprognose, sowie die entsprechende Überarbeitung des Generalplans. Auf dieser Basis hat SDC die Ausschreibungsspezifikation erarbeitet, mit der das Schiff schließlich international ausgeschrieben wurde.
Der Vortrag stellt den Entwurf und Konzeption des Schiffes vor. Dabei spielen auch die spezifischen Randbedingungen eine Rolle, die sich aus dem Betrieb in einer sehr abgelegenen Region mit eingeschränktem Zugang zu Ersatzteilversorgung und Werftkapazität ergeben. Außerdem wird die unklare Vorschriften- und Regelungslage für Segelschiffe thematisiert. Es bestehen in diesem Bereich Unsicherheiten und unterschiedliche Interpretationen, wie Segelriggs im Rahmen der Stabilitätsbewertung zu berücksichtigen sind.
Abschließend werden Faktoren beleuchtet, die für eine erfolgreiche Ausschreibung von “nicht-standard“ Schiffen wichtig sind.