Hamburg, im Oktober 2009
Liebe Mitglieder,
als wir uns vor zwei Jahren zur Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft in Berlin trafen, war die maritime Welt noch in Ordnung. Es wurden am laufenden Band Schiffe bestellt, Prämien für vorzeitige Ablieferungen von Neubauten bezahlt und hohe Charterraten bestimmten das Marktgeschehen. In der Zwischenzeit hat jedoch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise für ein vorläufiges Ende des Booms in der Schifffahrt gesorgt. Das seewärtige Transportvolumen ist erheblich zurückgegangen und viele Schiffe finden keine Ladung. Etwa zehn Prozent der Welttonnage ist davon betroffen. Manche Reeder haben ihre Neubauaufträge storniert bzw. die Auslieferung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Allein die relativ niedrigen Kraftstoffpreise, die allerdings in jüngster Zeit wieder stark angezogen haben, brachten Linderung auf der Kostenseite.
Wie Reeder, Werften und Zulieferer sich auf die Zeit nach der Krise vorbereiten, hat die internationale Konferenz der STG mit über 200 Teilnehmern zur Thematik „Ship Efficiency“ Ende September gezeigt. Einhelliger Tenor unter den Teilnehmern aus 24 Ländern war die Einschätzung, dass der Seetransport trotz Überkapazitäten deutlich teurer wird. Nicht nur die Preisentwicklung bei größerer Nachfrage wird zu Buche schlagen, sondern auch neue Grenzwerte für Emissionen werden die Kosten steigen lassen.
Wir dürfen gespannt sein auf das Ergebnis der Nachfolgekonferenz von Kyoto in Kopenhagen. Es ist davon auszugehen, dass die Schifffahrt in das neue Kontrollregime einbezogen wird. Folglich sind für die Zukunft große Anstrengungen erforderlich, um bedarfsgerechte Technologien zu entwickeln und die Umweltverträglichkeit der Schiffe weiter zu steigern.
Wir stehen vor großen Herausforderungen. Technischer Fortschritt und Innovation wird es bekanntermaßen nur durch eine effektive Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen geben. Angesichts der Dringlichkeit klimapolitischer Korrekturen werden exzellent ausgebildete Ingenieure einen großen Spielraum vorfinden, um Ihre Ideen und Vorstellungen von sparsamen und damit effizienten Schiffen realisieren zu können. Der Zulauf von Studierenden in der Schiffstechnik stimmt zuversichtlich. Auch wenn viele Unternehmen sich heute bei Neueinstellungen zurückhaltend zeigen, wird die maritime Branche alle Chancen nutzen, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig unter Beweis zu stellen.
Die diesjährige Hauptversammlung der STG wird einen regen und intensiven Gedankenaustausch ermöglichen. Anspruchsvolle Vorträge und Diskussionsbeiträge laden dazu ein. Ich freue mich, Sie persönlich in Berlin begrüßen zu dürfen.
Dr.-Ing. Hermann J. Klein
Vorsitzender