Dipl.-Ing. Martin Einsiedler, Shiptec AG, Luzern/Schweiz
Weltweit nimmt mit zunehmender Bevölkerungsdichte der Individualverkehr in Stadtgebieten und Vororten zu, während kaum mehr Raum für den Aufbau oder Ausbau von neuen landgestützter öffentlicher Verkehrsmittel vorhanden ist. Eine Möglichkeit, diesem Dilemma zu entkommen ist die optimale Nutzung bestehender Wasserstraßen als letzte freie Korridore für alternative öffentliche Verkehrssysteme. Nicht nur in Städten wie Venedig, Amsterdam oder London, sondern auch in allen Gebieten in der Nähe natürlicher Wasserwege. Die Idee eines neuen, maßgeschneiderten Shuttle-Fährkonzepts kann die Entscheidungs- und In-vestitionsschwelle für die Implementierung eines nachhaltigen und leistungsfähigen öffentlichen Ver-kehrssystems tiefer legen. Dies kann nur gelingen, wenn wichtige Faktoren wie tragbare Initialkosten und optimierte Betriebskosten, hohe Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit sowie eine sehr kurze Lieferzeit im Fokus stehen. Im Rahmen der Projektentwicklung wurde daher versucht, diesen Rahmenbedingungen, welche bei der Beschaffung neuer, öffentlicher Verkehrsmittel eine hohe Ausprägung haben, gerecht zu werden. Dies beinhaltete unter anderem folgende Punkte: - Hohe Kostensensitivität bei der Beschaffung des Verkehrsmittels. - Eine, für die Binnen- und Küstenschifffahrt nicht übliche Möglichkeit die Finanzierung für Dritte attraktiv zu gestalten: «Senken der Einstiegshürde für die (Teil-)Finanzierung durch Dritte durch Steigerung von Zeitwert bzw. Wiederverkaufswert» - Kurze Beschaffungszeiten - Sehr gute Manövriereigenschaften - Optimierte (tiefe) Betriebskosten - Keine Ausfallzeiten - Wenig Auswirkung auf das Fahrgebiet bei rel. hohen Kursgeschwindigkeiten (z.B. Wellenschlag und Geräuschemissionen) - Die Fähigkeit sich neuesten Emissionsvorschriften und den entsprechenden Wünschen der verschiedenen Betreiber gerecht zu werden. - Zweckmäßiger Ausbau für Passagiere Das auf diesen Ansprüchen basierende Konzept konnte im Rahmen eines Umsetzungsprojektes bereits realisiert werden. Der Vortrag, bzw. das Paper beschäftigt sich mit Lösungen und Lösungsansätzen, wie den oben erwähnten Anforderungen Folge geleistet werden konnte und beleuchtet die relevanten Punkte des Projekts. Die Basis bildet eine einfache, modulare Katamaran-Bauweise welche sich aus vorausgerüsteten, in sich geschlossen Rumpfsektionen zusammensetzt. Vorausgerüstete und mit den Rümpfen verschraubte Rumpfverbinder (Cross-Beams) bilden die Schnittstelle für eine vom Rumpfverband unabhängige Aufbaustruktur. Dies ermöglicht eine parallel ablaufende Produktion aller Baugruppen an verschiedenen Orten. Zudem garantiert diese Modularität auch einen sehr schnellen Zusammenbau am Einsatzort. Dies mit wenig Anforderungen an die Bauplatzinfrastruktur. Das Verschrauben anstelle von Verschweissen der Teile ermöglicht zudem auch eine relativ einfache Demontage des Schiffes was wiederum in Bezug auf die Wiederveräusserung ein Vorteil für Drittinvestoren bringt. Neben diesen Merkmalen birgt der oben erwähnte, nicht grundsätzlich strukturell integrierte Aufbau die Möglichkeit diesen auch Kundenindividuell anzupassen ohne, dass Hauptsysteme geändert werden müssen. In diesem Zusammenhang kann man von einem «Plattformprinzip» sprechen, was u.a. in der Automobilbranche erfolgreich eingesetzt wird.