Ralf Seemann, Blohm+Voss B.V. & Co. KG, Hamburg; Mihai Safta, Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen
Marinekampfschiffe haben umfangreiche Anforderungen hinsichtlich des Eigenschutzes. Hierbei spielt die Schocksicherheit eine zentrale Rolle. Detonationen im direkten Umfeld des Schiffes dürfen, je nach Ausmaß, die Einsatzfähigkeit bzw. Evakuierungsfähigkeit des Schiffes nicht beeinträchtigen. Die Komponenten und Geräte an Bord unterliegen daher entsprechend ihrer Schockeinstufung einem aufwändigen Nachweisprozess bestehend aus mehreren Schock- und Funktionstests. Durch eine Neubewertung der Bedrohungsszenarien wurden die Schockanforderungen in der letzten Dekade deutlich erhöht und finden in aktuellen Rüstungsprojekten der deutschen Marine nun erstmals Anwendung.
Dies erfordert neue Nachweise für einen Großteil der bisher eingesetzten Schiffskomponenten und Geräte. Türen und Luken zählen hierbei zu den kritischen Komponenten, da sie direkt relevant sind für die Evakuierung und Leckstabilität des Schiffes.
Aufgrund der nicht vorhandenen Verfügbarkeit entsprechender Türen und Luken, hat sich die NVL Gruppe dazu entschieden eine Eigenentwicklung zu verfolgen.
Dieser Beitrag beschreibt zum einen die Implementierung eines neuen Entwicklungsteams für Schiffskomponenten innerhalb der NVL Gruppe, basierend auf dem Ansatz der Agilen Produktentwicklung. Angelehnt an die Scrum Methode liegt hierbei großes Augenmerk auf der Eigenverantwortung des Entwicklungsteams. In den 2-4-wöchigen „Sprints“ plant das Team seine Aufgaben iterativ, was eine flexible Reaktion auf Änderungen ermöglicht, ohne den Fokus auf das übergeordnete Projektziel zu verlieren.
Zum anderen fokussiert der Beitrag auf den inhaltlichen Umgang mit den herausfordernden Schockanforderungen. Die Entwicklung der Komponenten ist stark durch die strukturmechanische Auslegung getrieben. Dies erfordert den durchgängigen Einsatz von geeigneten Strukturanalysemethoden bereits in frühen Phasen der Entwicklung. Im Beitrag wird die eingesetzte hierarchische Auslegungsstrategie ausgehend von analytischen Berechnungsmodellen, über statische FEM-Berechnungen bis hin zu detaillierten dynamisch-expliziten Berechnungsmodellen am Beispiel einer gasdichten Tür beschrieben. Auf Basis von Schocktestergebnissen an der gesamten Tür konnte das Vorgehen validiert werden.