Jakob Gauerke, Technische Universität Hamburg-Harburg
Laut Weltklimarat stieg die mittlere globale Lufttemperatur im 20. Jahrhundert um 0.6 °C an. Von der viel diskutierten Erderwärmung ist aufgrund verschiedener Effekte besonders die Arktis betroffen. So war hier die eisbedeckte Fläche am Ende des arktischen Sommers im Jahr 2007 um 39% kleiner als der Durchschnitt der Jahre 1979-2000. In verschiedenen wissenschaftlichen Mo-dellen ist von der vollständigen Eisfreiheit der arktischen Meere noch vor dem Ende dieses Jahr-hunderts die Rede. Vor diesem Hintergrund rückt die Nordostpassage, ein Seeweg entlang der russischen Küste des Nordpolarmeeres, in den Fokus vieler maritimer Unternehmen, Organisati-onen und Behörden. Das Potenzial dieser nördlichen Route als Transitroute zwischen Europa und Asien ist enorm. Streckeneinsparungen von bis zu 36% würden den Gütertransport erheblich beschleunigen und vor allem den finanziellen Aufwand verringern. Gleichzeitig könnte das Na-delöhr Suezkanal umgangen werden, wo die aktuelle Gefährdung durch Piraterie viele Reeder nach Alternativkonzepten suchen lässt. Obwohl die Nordostpassage 2008 das erste Mal eisfrei war, existieren zurzeit noch zahlreiche Hindernisse für eine wirtschaftliche Nutzung als Transitroute. So ist aufgrund der weiterhin extremen klimatischen Verhältnisse und fehlender Infrastruktur entlang der Strecke gerade für die Containerschifffahrt ungenügend Sicherheit und Planbarkeit gegeben. Der Vortrag befasst sich zunächst mit der Darstellung der Rahmenbedingungen bei der Nutzung der Nordostpassage. Weiterhin wird darauf eingegangen, welche technischen Anforderungen und welcher Grad an Wirtschaftlichkeit sich aus diesen Bedingungen ergeben. Neben einer Einschätzung der momentanen Konkurrenzfähigkeit der Passage wird außerdem auf die mögliche Verschiebung der unterschiedlichen Rahmenbedingungen in der Zukunft und damit den potentiellen Anstieg des Transportaufkommens auf der Nordostpassage eingegangen.
Jakob Gauerke, Technische Universität Hamburg-Harburg