Nils Schwickardi, Technische Universität Hamburg
Anhand einer Flotte von Produktentankern wurden verschiedene Berechnungen zum sogenannten „Energy-
Efficiency Existing Ship Index“, im Folgenden kurz EEXI, durchgeführt. Dieser Index wird ab 2023, bis auf wenige Ausnahmen, eine verpflichtende Einstufung mit Grenzwerten für die gesamte fahrende Welthandelsflotte, welche vor Einführung des „Energy Efficiency Design Index“(EEDI) im Jahr 2013 auf Kiel gelegt wurde. Dabei wird anhand der Schiffsdaten der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid pro transportierte Tonne und Seemeile bilanziert. Dieser Index ist ein Teil der „Greenhouse Gas Strategy“ der „International Maritime Organization“ und soll helfen, die Klimaziele zu erfüllen. Es handelt sich hierbei um ein hochaktuelles Problem, vor welchem derzeit viele Betreiber älterer Schiffe und die jeweiligen verantwortlichen Klassifikationsgesellschaften stehen.
Primäres Ziel der Arbeit war es festzustellen, ob die untersuchten Schiffe dem EEXI Regelwerk genügen.
Dazu wurde zunächst das Regelwerk detailliert aufgearbeitet und die relevanten Vorschriften erläutert, sowie der erforderliche Index für die Schiffe berechnet. Anhand der untersuchten Schiffe konnte so das Prinzip des Regelwerkes gut aufgezeigt werden: Auf Basis des Kraftstoffverbrauches und der Transportleistung wird der spezifische CO2 Ausstoß in Gramm pro Tonnenmeile errechnet und hierfür ein Grenzwert gesetzt.
Ob die Schiffe die jeweiligen Grenzwerte einhalten galt es zu überprüfen.
Es wurden hierzu zwei Datensätze der Schiffe betrachtet: Zum einen der Fall eines Schiffes mit sehr
wenigen Datenblättern, zum anderen einer bei welchem auch Neubauunterlagen, wie die der Werftprobefahrt sowie Motorendatenblätter, vorliegen. Hier konnte festgestellt werden, dass das Vorhandensein einer größeren Datenmenge nicht zwangsweise die Ergebnisse verbessern muss, sondern sogar zu schlechteren Ergebnissen führen kann. Es ist folglich nicht zwangsweise von Nachteil, wenn aufgrund wiederholter Eignerwechsel Schiffsdaten oder Unterlagen verloren gehen.
Im Weiteren konnte entgegen der ersten Erwartungen festgestellt werden, dass die Schiffe dem Regelwerk entsprechen, also den erforderlichen EEXI erbringen. Die Gründe hierfür liegen unter Anderem in Ausnahmeregelungen für Schiffe mit Eisklasse und für den Transport von Gütern geringer Dichte, wofür bei den betrachteten Tankern erhebliche Abzüge möglich sind. Dies hat zur Folge, dass es sich beim berechneten EEXI nicht mehr um eine physikalische Größe, sondern ausschließlich ein Bemessungswerkzeug im Rahmen der Richtlinien handelt.
Auf Basis dieser Feststellungen wurden verschiedene theoretische Möglichkeiten zur Optimierung des
erreichten EEXI untersucht. Dabei wurde zunächst die empfohlene Maßnahme einer Leistungsreduktion
untersucht, welche in nachvollziehbarer Weise den EEXI stark reduzieren kann. Jedoch muss laut Regelwerk die ursprüngliche Leistung abrufbar bleiben, wodurch eine Anpassung auf einen neuen Betriebspunkt nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich ist. Dies könnte negative Auswirkungen auf Wartungskosten und Zuverlässigkeit haben.
Daraufhin wurde eine Reduktion der Transportkapazität über eine Reduktion des Tiefganges untersucht,
welche zwar physikalisch betrachtet die Effizienz des Schiffes verringert, aufgrund der Berechnungsvorschrift aber in diesem Fall zu einer günstigeren Einstufung führt.
Ebenfalls betrachtet wurde eine Veränderung der Eisklasse, welche weitgehende Auswirkungen auf den
EEXI hat. Ohne Eisklasse würden die Untersuchten Schiffe den erforderlichen EEXI bei weitem verfehlen und müssten eine Leistungsreduktion um bis zu 25 % erfahren, um weiterhin fahren zu dürfen.
Zuletzt wurden verschiedene Energiesparmaßnahmen untersucht und ihre Berücksichtigung in der EEXI
Einstufung verglichen, wobei massive Differenzen zwischen realen Einsparungen und der Auswirkung auf
den erzielten Index festgestellt werden konnten. Dabei sind insbesondere die unterschiedlichen Bewertungen von physikalisch gleichwertigen Maßnahmen durch das Regelwerk bemerkenswert.